Hat Jesus wirklich gelebt?

von
Walter Eberhardt


Inhaltsverzeichnis:

Hat Jesus gelebt?
Zeugnisse aus dem christlichen Kreis
Jüdische Quellen
Römisch-griechische Zeugnisse
Welche Beweise liefert uns die Altertumswissenschaft?
Warum sind die griechisch-römischen Quellen so mager?

 


Der folgende Text stammt von Walter Eberhardt aus seinem Buch "Jesus Christus, der Schlüssel der Heilsgeschichte", Union Verlag Berlin, Seiten 50-54. Ergänzungen sind durch eckige Klammern und Auslassungen durch spitze Klammern gekennzeichnet.



Hat Jesus gelebt?

Wenn wir bei einem Prozeß im Gericht einen Tatbestand festlegen wollen, die Glaubwürdigkeit einer Person überprüfen möchten, so beschaffen wir uns Augen- oder Ohrenzeugen, Urkunden und andere Beweisstücke. Haben wir Urkunden und Zeugen für Jesus von Nazareth?


Zeugnisse aus dem christlichen Kreis:

Wer sich ein Urteil über die Persönlichkeit Dr. Martin Luthers verschaffen will oder gar sein Dasein nachweisen möchte, muß die Menschen aus seiner Umgebung von damals zu Rate ziehen, ihre und seine Briefe, Schriften, Arbeiten und Erzeugnisse erforschen und dabei die damaligen Zeitverhältnisse berücksichtigen. Für die Überprüfung der Geschichtlichkeit Jesu Christi dürfen wir natürlich auch nicht den heutigen Menschen fragen, sondern die Menschen, die mit ihm lebten oder bald nach ihm. Diese alten Quellen haben für uns Zeugenwert.

Inwiefern ist der Apostel Paulus ein Zeuge?

  1. Ursprünglich war er ein Gegner Jesu von Nazareth, der dessen Anhänger schwerstens verfolgte (Apg.8,1 - 4; 9,1 - 2; 26,8 - 11), aber sich dann nur wenige Jahre nach Christi Kreuzigung (etwa 35 n.Chr.) auf dem Wege nach Damaskus bekehrte und getauft wurde (Apg. 9, 3 - 19). Aus Christi Feind wurde sein bedeutendster Sendling. Er war also ein Zeitgenosse Jesu von Nazareth. Von ihm haben wir noch eine ganze Reihe unantastbarer Werke, seine Briefe oder Episteln.
  2. Was hat Paulus an Äußerlichkeiten aus Christi Leben gewußt?
    1. Jesus war ein Jude aus Davids Geschlecht: Röm. 1, 3.
    2. Paulus verkehrte persönlich mit Jakobus, einem Bruder Jesu Christi: Gal. 1, 19.
    3. Er wußte von Jesu Brüdern und daß sie verheiratet waren: 1. Kor. 9, 5.
    4. Er wußte vom Verrat des Judas und von der Einsetzung des Abendmahles: 1. Kor. 11, 23 - 25.
    5. Er wußte, daß Christus zum Passahfest gekreuzigt wurde: 1. Kor. 5, 7.
    6. Er wußte um die Auferstehung Jesu: 1. Kor. 15, 3 - 9.
    7. Er wußte, daß Jesus Christus seine Wiederkunft verheißen hatte: 1. Thess. 4,15 - 17.
       
  3. Ergebnis: Paulus ist ein echter Zeuge für Jesus von Nazareth, zumal die angeführten Zeugnisse noch beträchtlich vermehrt werden könnten.

Welche Rolle spielen die Evangelien?

  1. Wir haben nicht nur eine Quelle für die Lebensgeschichte Jesu von Nazareth, sondern gleich vier, die sogenannten Evangelien; und wenn wir die obenerwähnten Briefe Pauli hinzurechnen, so könnten sie als fünftes Evangelium angesehen werden, nur daß die Geschichte Jesu darin nicht zusammenhängend dargestellt wird. Wo gibt es eine Persönlichkeit des Altertums, die 80 gut bezeugt ist wie Jesus Christus?
     
  2. Zwei dieser Quellen sind Augenzeugenberichte: Der Zöllner Matthäus als Jünger Jesu schrieb ein wenig später als Paulus, und der Fischer Johannes verfaßte sein Buch sogar erst um 90 n. Chr.
     
  3. In allen Evangelien ist Jesu Leben als selbstverständlich sowohl für seine Freunde als auch für seine Feinde dargestellt. Wie hätten es wohl damals die Gegner der jungen Christenheit ausgenutzt, wenn sie gemerkt hätten: Christus hat überhaupt nicht gelebt Abgesehen von der Ungereimtheit gegen etwas zu kämpfen, das gar nicht vorhanden ist.
     
  4. In den Evangelien werden geschichtliche Personen angeführt, so daß heute noch Nachprüfungen von Tatsachen möglich sind: 
    1. Die Volkszählung bei Christi Geburt geschah zur Zeit des Kaisers Augustus, der von 30 v.Chr. bis 14 n.Chr. in Rom herrschte (Luk. 2,1). 
    2. Die Volkszählung führte der Landpfleger [Statthalter] Cyrenius oder Quirinius durch, der nach aufgefundenen römischen Quellen in bescheidenen Verhältnissen bei Tuskulum im Albanergebirge geboren wurde, später Senator und Militär- und Verwaltungsbeamter war, auch in Syrien (Luk. 2, 2). 
    3. Beim Auftreten Johannes des Täufers als Vorläufer Christi wird der Kaiser Tiberius (14 bis 37 n. Chr.) erwähnt, der Stiefsohn des Augustus (Luk. 3,1). Zu seiner Zeit findet die Kreuzigung und Auferstehung Christi statt. 
    4. Der Landpfleger Pontius Pilatus verurteilte Christus zum Kreuzestod (Joh. 18, 4~16). Er hatte das Amt als Prokurator (Landpfleger [Statthalter]) von 26 bis 3ff n. Chr. inne. Gegen Ende seines Lebens finden wir ihn in Vienne an der Rhone. Er "soll" dort Selbstmord verübt haben. Auf alle Fälle ist er eine geschichtliche Persönlichkeit, dessen Name durch die Jahrhunderte wahrscheinlich am aller häufigsten genannt worden ist.

Einwand: Diese Zeugnisse stammen von Menschen aus dem Anhängerkreis Christi; man kann sie deshalb als befangen ansehen. Sie sind mir nicht glaubwürdig genug. Ich würde ein Zeugnis eher annehmen, wenn es von den Gegnern Jesu von Nazareth, etwa von den Juden herrührte.

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Jüdische Quellen

Was berichtet Josephus, ein jüdischer Geschichtsschreiber?

  1. Flavius Josephus ist etwa im Todesjahr Jesu geboren, war ein Zeitgenosse der Apostel. Er erlebte den Untergang Jerusalems und des jüdischen Tempels im Jahre 70 n. Chr. mit und schrieb auch darüber.
     
  2. "Der jüdische Geschichtsschreiber dieser Zeit, Josephus, erwähnt in seinem 'Altertümer' genannten Werk (XX 9,1) die Steinigung des 'Bruders Jesu, des sogenannten Christus, Jakobus war sein Name'. Das ist nicht auffallend [ungewöhnlich]. Josephus, der in Rom um 90 schrieb, mußte wissen, daß man den Heiland der Christen 'Christos' nannte, als ob dies ein Eigenname wäre; für ihn als Juden war es aber die Übersetzung des Titels 'Messias' und mußte mit dem entwertenden Zusatz 'sogenannte' versehen werden" (Martin Dibelius, Jesus S.13).
     
  3. Für Josephus galt Christus als geschichtliche Persönlichkeit.

Worüber berichtet der babylonische Talmud, eine jüdische Gesetzessammlung?

"Eine Stelle des babylonischen Talmud sagt aus: 'Am Richttage vor dem Passahfest hat man Jesum von Nazareth gehenkt, weil er gezaubert und verführt und Israel abspenstig gemacht hat.' Die Stelle zeigt, daß es für die Rabbiner genauso sicher war wie für den Apostel Paulus, daß Jesus gelebt hat" (Albert Hauck, Jesus, S. 7).

Ergebnis: So tritt neben das Zeugnis des Christentums auch das seines Gegners, des Judentums, und das wiegt ebenso schwer.

Einwand: Schließlich wird Jesus als Jude angesehen. So ist auch das Judentum befangen. Haben wir nicht Zeugnisse, die aus der damaligen römisch-griechischen Welt stammen? Diese "heidnischen" Beweise wären gewiß unvoreingenommen.

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Römisch-griechische Zeugnisse

Was sagte der römische Schriftsteller Tacitus aus?

  1. Ums Jahr 110 n. Chr. beschrieb er in seinen "Annalen", XV. Buch, Kap. 44, den Brand Roms im Jahre 64 n. Chr., dessen Anstiftung der Kaiser Nero fälschlich den Christen zuschob, und erwähnte dabei folgende Angabe: "Der, von dem dieser Name (Christen) ausgegangen, Christus, war unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden."
     
  2. Er spricht hier wenige Jahre, nachdem Johannes, der letzte Apostel Jesu, gestorben war, von Christus als einer stadtbekannten, geschichtlichen Persönlichkeit.

Worüber schrieb der römische Schriftsteller Suetonius? 

  1. Er machte ums Jahr 120 n. Chr. in seiner "Lebensbeschreibung des Kaisers Claudius", Kap. 25, folgende Bemerkung: "(Claudius) vertrieb die Juden, die auf Anstiften eines gewissen Christus (Chrestus) dauernde Unruhen erregten, aus Rom".
     
  2. Die Ausweisung der Juden aus Rom berichtete auch Lukas in Apg. 18, 2. Auch die beiden späteren Mitarbeiter des Apostels Paulus, Aquila und Priscilla, mußten damals flüchten. Suetonius hat zweifellos Juden und Christen nicht auseinandergehalten, zumal anfangs die Christen den Zeitgenossen wie eine jüdische Sekte vorgekommen sein müssen.
     
  3. Auf alle Fälle galt dem Suetonius Christus als geschichtliche Persönlichkeit.

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Welche Beweise liefert uns die Altertumswissenschaft?  

  1. "Ein Zufall hat uns einen Privatbrief erhalten, in dem ein sonst nicht weiter bekannter Stoiker (= griechischer Philosoph), der Syrer Mara bar Sarapion, etwa um 100 n. Chr. an seinen in Edessa studierenden Sohn schrieb: 'Was haben die Juden von der Hinrichtung ihres weisen Königs, da ihnen 'von jener Zeit an das Reich weggenommen war... Der weise König ist nicht tot wegen der neuen Gesetze, die er gegeben hat.'
    Man mag diese urkundlichen Beweise für Jesu Verurteilung und Kreuzestod (Josephus, Tacitus. Suetonius) noch so gering anschlagen, das eine ist jedenfalls auffällig: daß während der scharfen Auseinandersetzung zwischen Judentum und Heidentum einerseits und dem jungen Christentum andererseits niemals der Versuch gemacht worden ist, Jesu Opfertod zu leugnen" (Buchheit, Judas Ischarioth, S. 20 f.).
     
  2. Welche merkwürdige Entdeckung machte man bei der Ausgrabung von Pompeji? Die griechisch-römische Stadt Pompeji am Fuße des Vesuvs in der Nähe des heutigen Neapel wurde im Jahre 79 n. Chr. von einem Vesuvausbruch völlig mit ihrem gesamten öffentlichen Leben verschüttet und durch einen glühenden Aschenregen vernichtet. Bei den neueren Ausgrabungen entdeckte man in den Resten der Stadt eine fast unleserliche Inschrift, worin die Buchstaben "hrictian" zu entziffern waren. Das Wort kann unbedenklich zu (c)hrictian(i) = Christen ergänzt werden. In Pompeji hat es um 79 n. Chr. Christen gegeben. Das setzt die Geschichlichkeit Christi voraus.

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Warum sind die griechisch-römischen Quellen so mager?

"Zum Schweigen der römischen und griechischen Schriftsteller läßt sich anführen, daß uns nur ein Teil der in Frage kommenden Literatur erhalten ist, und also immerhin denkbar bleibt, daß in verlorengegangenen Schriften von Jesus Notiz genommen worden sei. Mit Recht kann aber auch darauf hingewiesen werden, daß die Verurteilung und Kreuzigung eines Galiläers die weder ein politisches Vorspiel noch Nachspiel hatte, für diejenigen, die die profane Geschichte verfolgten, kein wichtiges Ereignis war, wenn sie überhaupt Kunde davon empfingen." (Albert Schweitzer, Geschichte der Leben Jesu Forschung, S. 453.)

Ergebnis Es kann kein Zweifel bestehen, daß Jesus Christus als eine geschichtliche Persönlichkeit gelebt hat und nicht nur vor über 1900 Jahren über diese Welt ging, sondern auch tiefe Spuren in der Weltgeschichte hinterlassen hat. Es ist derselbe Christus, den wir schon als Schöpfer erkannt hatten. Der Schöpfer des Menschen wurde Mensch: Das ist das große Geheimnis der Heilsgeschichte.

Frage: Seine Erlösung hatte nur Sinn, wenn sie vom Menschen erkannt und angenommen wurde. Deshalb mußte er als Erlöser jahrhundertelang vorher angekündigt oder geweissagt werden durch Männer Gottes, durch Propheten. Durch wen weissagten die Propheten?

[Antwort:] 1.Petri 1,10-12: Aus ihnen sprach der Geist Christi. Christus bezeugte durch sie seine spätere Ankunft auf Erden selbst.

[Die Prophezeiungen über Jesu Geburt, sein Wirken und sein Tod werden auf einer Extra-Seite behandelt!]

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