ÂBabylonischer Wein...
ein Wein, den man nicht trinkt aber der dennoch betrunken macht!
Die folgenden Seiten sollen aufzeigen, wie sehr der christliche Glaube, seine Praktiken und die christliche Kunst von antiken heidnischen Religionen beeinflusst wird. Diese Ausarbeitung basiert auf verschiedenen Werken, die auch als Vertiefung des Themas zu empfehlen sind (siehe
Quellen) sowie auch auf Recherchen im Internet. Als Hauptbezugsquellen dienten dafür u. a.
Encyclopedia Mythica und
JBL Statues (JBL Statues is a source for images of the divine, and joins this web site in spreading healing archetypes to every corner of modern culture.).
Viele der hier gezeigten Gottheiten werden mit der Erlaubnis von JBL Statues
[3] verwendet. Diese Bilder unterliegen dem Copyright und dürfen ohne Erlaubnis nicht kopiert oder bearbeitet werden.
Heute lächeln viele Christen über die "primitiven" alten Religionen, doch was ist mit den christlichen Glaubensvorstellungen? Für manche Leser werden die folgenden Seiten nur der Beweis sein, dass der christliche Glaube sich nicht von anderen Religionen unterscheidet. Andere Personengruppen werden wiederum meinen, dass es sich nur um zufällige Ähnlichkeiten und Übertreibungen handelt. Und doch scheint es vielmehr kein Zufall und ein interessantes Phänomen zu sein, dass es so viele Religionen gibt, die von Jesus Christus wegführen. Es ist ein genialer Plan, der die Menschen trunken macht...
"... Ihr wankt, doch nicht weil ihr vom Wein berauscht seid; ihr torkelt, aber nicht weil ihr zuviel getrunken habt. Der Herr hat einen Geist über euch kommen lassen, der euch in tiefen Schlaf versetzt hat. Ja, eure Augen, die Propheten, hat er verschlossen und eure Köpfe, die Seher, verhüllt." (Jesaja 29, 9.10, HA)
Warum lässt Gott [4] es zu, dass sein Volk verwirrt wird und "jede Botschaft Gottes" den Menschen eine "versiegelte Buchrolle" ist (Verse 11.12)? Ist es wirklich Gottes Wille uns zu verwirren? Die Antwort finden wir in den folgenden Versen 13-14a:
"So spricht der Herr: Dieses Volk gibt vor, mich zu ehren - doch sie tun es nur mit den Lippen, mit dem Herzen sind sie nicht dabei. Ihre Frömmigkeit beruht nur auf Vorschriften, die Menschen aufgestellt haben. Deshalb handle ich auch weiterhin unverständlich für dieses Volk..." (HA)
Das Volk ist trunken, die Sinne sind vernebelt. Die Menschen sind berauscht, als hätten sie wirklichen Wein getrunken und Gottes Handeln ist für sie unverständlich. Gott wirft ihnen zwei Dinge vor, die dafür verantwortlich sind:
1. Mangelnde Ernsthaftigkeit (Lippenbekenntnisse)
2. Halten von Menschengeboten statt Gottes Gebote
Auch viele Jahre später beklagte Jesus: "... vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind." (Mt 15,9 - Luther 84) - Viele Menschen denken, dass ihr Glaube auf einem biblischen Fundament steht, doch oft verbergen sich dahinter alte menschliche Überlieferungen, die ganz und gar unbiblisch sind.
Jesus selbst verwendet den Wein als Symbol für die Lehre (Mt 9,17): Der "neue Wein" steht für eine "neue Lehre". Auch in der Offenbarung, die ja größtenteils in einer Symbolsprache geschrieben ist, sind Menschen trunken gemacht worden... Von einem symbolischen Wein, dem Wein Babylons...
In der Offenbarung des Johannes werden wir im 14. Kapitel durch die Botschaft der drei Engel gewarnt, "denn die Stunde seines [Gottes] Gerichts ist gekommen". Wir werden aufgefordert den anzubeten, "der Himmel und Erde" gemacht hat. (V. 7) Ausdrücklich werden wir davor gewarnt "das Tier" anzubeten oder "sein Zeichen" anzunehmen. (V. 9)
In der Botschaft des zweiten Engels in Offenbarung 14,8 heißt es (Luther 84):
"Und ein zweiter Engel folgte, der sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt; denn sie hat mit dem Zorneswein ihrer Hurerei getränkt alle Völker. "
Auf diesen Seiten wird der Fokus nicht auf das Tier oder sein Zeichen, sondern auf den "Zorneswein" aus Vers 8 gelegt. Genau genommen geht es um "den Wein der Hure Babylon", der in den folgenden Kapitel mehrmals auftaucht. Über die Auswirkung des Weines wird in Offenbarung 17,2 gesagt: "... die auf Erden wohnen, sind betrunken geworden von dem Wein ihrer (Babylons) Hurerei." - ähnlich wie in der oben angeführten Bibelstelle im Buch Jesaja.
Damit wir die zweite Botschaft richtig verstehen können, ist es wichtig "Babylon" zu identifizieren. Zahlreiche Verse in der Offenbarung warnen uns vor Babylon und fordern Gottes Volk auf, Babylon zu verlassen. Die Botschaft aus Offenbarung 14,8 wird in Offenbarung 18,2 wiederholt (Luther 84):
"Und er rief mit mächtiger Stimme: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die Große, und ist eine Behausung der Teufel geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen Vögel und ein Gefängnis aller unreinen und verhassten Tiere."
Im Vers 4 hört Johannes eine andere Stimme vom Himmel sagen:
"Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen!"
Gott würde sein Volk nicht dazu auffordern, wenn es für sie unmöglich wäre, Babylon zu identifizieren! Einige Kommentatoren glauben, dass mit Babylon die Stadt Rom gemeint ist. Diese Auslegung wird separat (siehe "Unter der Lupe") behandelt. Entscheidend ist vielmehr, welche Hinweise die Bibel enthält: Johannes wurde in Offenbarung 17 die Hure Babylon gezeigt, die dort auf einem Tier (=weltliche Macht?! Vgl. Tiere aus Daniel 7 & 8!) ritt. In Vers 4-5 wird Babylon als eine Frau dargestellt (Luther 84):
"Und die Frau war bekleidet mit Purpur und Scharlach und geschmückt mit Gold und Edelsteinen und Perlen und hatte einen goldenen Becher in der Hand, voll vom Greuel und Unreinheit ihrer Hurerei, und auf ihrer Stirn war geschrieben ein Name, ein Geheimnis: Das große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden."
Warum wird Babylon als eine Frau dargestellt?
Das es sich hier um Symbole und nicht um eine wirkliche Frau handelt liegt auf der Hand, aber was symbolisiert eine Frau? Die heilige Schrift lässt uns darüber nicht im Unklaren. Fast immer repräsentiert sie (als Symbol) eine Kirche bzw. eine Gemeinde. So heißt es z. B. in Hos 2,21: (Luther 84): "Ich will mich mit dir verloben für alle Ewigkeit, ich will mich mit dir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit."
Die "Verlobte" ist das Volk Gottes und Jesaja verwendet im Kapitel 62, 4-5 ein erweitertes Symbol der Frau: "Die Braut". Die hier reine Braut repräsentiert die reine Kirche: (Luther 84)
"Man soll dich nicht mehr nennen »Verlassene« und dein Land nicht mehr »Einsame«, sondern du sollst heißen »Meine Lust« und dein Land »Liebes Weib«; denn der HERR hat Lust an dir, und dein Land hat einen lieben Mann. Denn wie ein junger Mann eine Jungfrau freit, so wird dich dein Erbauer freien, und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen."
Auch im Neuen Testament wird dieselbe Symbolik verwendet. Paulus schreibt im 2. Korintherbrief 11,2: (Luther 84)
"... ich habe Euch verlobt mit einem einzigen Mann, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführe." (siehe auch Offb 19,7!)
Das Gegenteil einer "reinen Jungfrau" ist eine "Hure", also eine Frau, die unrein geworden ist. Das trifft auf Babylon zu, denn sie wird in Offb 17,5 als "Mutter der Hurerei und allen Greuels" bezeichnet. Offensichtlich ist Gottes Volk die keusche Frau, die treu zu ihrem Mann ist, und in Offb 19,7 mit Jesus, dem "Lamm", verheiratet wird. Babylon - das Gegenteil dieses Symbols - ist Gott untreu. Auch Jesaja und Hesekiel bezeichnete die abgefallenen Juden (bzw. Jerusalem) als Hure (Jes 1, 21; Hes 16; 23).
Sehr auffällig sind auch die Parallelen zwischen dem "symbolischen Babylon" und dem "historischen Babylon":
Das historische Babylon |
Das symbolische Babylon |
Jeremia 51,13 |
Offenbarung 17,1 |
Jeremia 51,7 |
Offenbarung 17,4 |
Jeremia 51,8 |
Offenbarung 14,8 |
Jeremia 47,7.8 |
Offenbarung 18,7 |
Jeremia 51,45 |
Offenbarung 18,4 |
Jeremia 51,48 |
Offenbarung 18,20 |
Jeremia 51,63.64 |
Offenbarung 18,21 |
(Tabelle mit Texten: Siehe Endzeit)
Das alte Babylon dient als Typ (Typus) des symbolischen Babylons (Antityp/Antitypus). Eine Regel der Typologie ist, dass der Antityp immer "größer" als der Typ ist. So war z. B. das Lamm im Opferdienst ein Typ von Jesus. Jerusalem war der Typ des neuen Jerusalems, der Heimat aller Erlösten. Einige Ausleger unserer Zeit tendieren dazu diese Regel zu brechen, in dem sie die Antitypen mit dem (oft symbolischen) Typen angleichen [5].
Oft werden historische Dinge (wie z. B. das alte Babylon oder Jerusalem) aufgegriffen, um sie symbolisch auf andere Dinge zu deuten. Auch der Kelch (Becher) in den Händen der Hure (Offb 17,4-5) hatte wahrscheinlich einen wirklichen Hintergrund:
Fassen wir das bisher gesagte noch einmal kurz zusammen:
- Der Wein (die Lehren) 'Babylons' haben die Menschen trunken gemacht, d. h. die Sinne und der Verstand werden durch ihn benebelt. Dieses ist noch immer ein aktuelles Thema, da auch heute viele Menschen ohne es zu wissen, Menschengebote anstatt Gottesgebote halten!
- Babylon selbst wird als Hure symbolisiert, wobei diese für eine oder alle Gemeinden, die unrein geworden sind, steht.
Folgende Blickwinkel sollen nicht aus den Augen verloren werden:
- Der mögliche gemeinsame Ursprung vieler heidnischer Religionen.
- Das Aufzeigen der heidnischen Einflüsse auf das Christentum.
- Wie diese Religionen (besonders durch ihre Einflüsse) vom biblischen Glauben wegführen und daher gefährlich sind.
Vieles, was uns aus der Bibel bekannt ist, tritt in anderen Religionen ebenfalls auf. So ist die Dreieinigkeit [6] nicht etwas typisch Christliches, sondern wird auch in anderen Religionen gefunden:
Prof. Veith weist darauf hin, dass zu einer gefälschten [7] Anbetung auch eine gefälschte Dreieinigkeit gehört (vgl. Anmerkung zu Dreieinigkeit).
Viele Titel und Bezeichnungen, die eigentlich auf den wahren Erlöser bezogen waren, findet sich auch im Heidentum wieder. Doch zuvor zurück zum "Babylon der Offenbarung":
Warum ausgerechnet die Bezeichnung "Babylon" [8]? Ein Grund hierfür könnte das alte babylonische System der Anbetung (laut Prof. Veith vollständiges Anbetungssystem) in moderneren Religionen wie Katholizismus, Buddhismus, Hinduismus und teilweise auch in Elementen des Islams [9] sein. Wurde allerdings das "babylonische System der Anbetung" bis auf den heutigen Tag bewahrt und weiterhin praktiziert? Gehen wir der Sache nach...
Quellen ... und empfohlene Bücher zur Vertiefung:
- "Das Evangelium nach Rom" von James G. McCarthy ( Download)
- "Ich bin auch katholisch" von Wolfgang Bühne ( Download)
- "Von Babylon nach Rom" [1] von A. Hislop ( Download)
- einem Vortrag "Babylonischer Wein" von W. Veith [2]
[1] In Deutschland unter dem Titel " Von Babylon nach Rom" erschienen. Bestellung z. B. über Amazon.
[2] Das zugehörige Video kann evtl. über die http://www.stimme-der-hoffnung.de bestellt werden.
[3] JBL Statues (www.sacredsource.com) is a source for images of the divine, and joins this web site in spreading healing archetypes to every corner of modern culture.
[4] Manchmal wird in der Bibel Gott als Urheber eines Unglücks bezeichnet. Dahinter steht die Denkweise, dass alles, was Gott zulässt, genauso gut Ihm zugeschrieben werden kann. Demgemäß enthält die Bibel Textstellen, wo es heißt, dass Gott sein Volk verblendet hätte, obwohl Er so etwas niemals machen würde, da Er keinen Gefallen am Tod des Gottlosen hat (Hes 33,11), sondern vielmehr möglichst viele Menschen retten möchte (2Pet 3,9; 1Tim 2,4). Diese Sprechweise zeigt sich u. B. auch bei Hiob 1,16, wo 'Gottes Feuer' Hiobs Knechte und Vieh tötete, obwohl im Vers 12 steht, dass Satan alles in seine Hände nehmen solle.
[5] So wird behauptet z. B., dass das heutige Jerusalem die Hauptstadt des Königreiches Gottes werden wird, obwohl die Bibel klar sagt, dass das neue Jerusalem von Gott aus dem Himmel herabkommen wird (Offb 21,2.10). In Gal 4,26 und Hebr 12,22 finden wir den Hinweis auf dieses himmlische Jerusalem! Und schon Abraham "wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist." (Hebr 11,10) Genauso wenig kann sich das symbolische Babylon in den alten Ruinen Babylons erfüllen, selbst wenn diese Stadt wieder aufgebaut werden würde/sollte.
[6]Prof. Veith ordnet Satans gefälschtem System der Anbetung eine gefälschte Dreieinigkeit zu. Er bezieht sich in seiner Argumentation auf Offb 16,19, wo wir von einer 3er-Teilung der großen Stadt Babylon lesen. Die einzelnen Teile sollen nach Offb 16,13 dem Drachen, dem Tier und dem falschen Propheten entsprechen. Veith schlägt folgende Zuordnung vor:
Der Drache wurde bereits in Offb 12,9 als Satan identifiziert und repräsentiert den verborgenen Gott, das Gegenstück zum Gott, dem Vater. Sein Wirken unter den Menschen erfolgt in einer verkleideten unsichtbaren Form. Seine Macht tritt durch den Spiritualismus in allen Formen zu Tage. Dämonische Kräfte stecken offensichtlich hinter allen drei Komponenten Babylons, aber im Spiritismus verbirgt sich Satan selbst. Er selbst oder seine Diener erscheinen, wenn die Geister der Verstorbenen gerufen werden...
Das Tier (vgl. Erstes Tier aus Offenbarung 13) entspricht dem falschen Sohn Gottes. Es wurde bereits von Luther 1520 als Papst (bzw. Papsttum) und somit als antichristliche Macht identifiziert. Die Päpste behaupten Stellvertreter Christi auf Erden zu sein. Gleichwie Jesus eine tödliche Wunde am Kreuz erlitt, so hat das Tier (siehe Offb 13,3) eine tödliche Wunde erhalten. Gleichwie Jesus von den Toten aufstand, so wurde die tödliche Wunde des Tieres geheilt. Gleichwie Jesus alle Bewunderung erhalten sollten, so wundert sich die ganze Welt über das Tier (Offb 13,3). Gleichwie alle vor Jesus hier Knie beugen sollten (Phil 2,10), so verlangt das Papsttum heute, dass alle seine Vormachtstellung anerkennen.
Die letzte Komponente von Babylon, der falsche Prophet repräsentiert somit den falschen Heiligen Geist. Es ist der falsche Prophet, der große Wunder und Zeichen vollbringt (Offb 19,20). In manchen christlichen Kreisen wird der Heilige Geist als weiblich betrachtet. Es ist bekannt, dass sich in alten Religionen, wie auch im Katholizismus, die wunderwirkende Kraft der Götter größtenteils in weiblichen Gottheiten, wie Rhea, Ischtar, Astarte, Isis und heute Maria (Marien-Erscheinungen!) manifestierte. Zur New Age Bewegung, dem falschen Propheten und dem falschen Heiligen Geist könnte noch mehr gesagt werden. Ob diese Zuordnung (Drache, Tier und falscher Prophet) stimmt, müsste separat diskutiert werden. Lassen wir es als Denkanstoß stehen.
[7] "Gefälscht" im Sinne einer Imitation. Ein "gefälschter Messias" ist entsprechend des christlichen Selbstverständnis jede Person oder jeder "Gott" der behauptet, für das Heil des Menschen notwendig zu sein. Diese Menschen oder "Götter" stellen etwas dar, was unbiblisch ist oder nur in Christus verkörpert wird. Eine gefälschte Anbetung ist entsprechend eine Anbetung, die von sich behauptet, für das Heil förderlich zu sein oder Gott zu ehren aber in Wirklichkeit keine biblische Grundlage besitzt oder diesen sogar widerspricht und somit Gott Schande bereitet.
[8] Das Wort Babylon bzw. Babel (hebr. baw-bel) bedeutet übersetzt "Verwirrung (durch Vermischung)". Wahrscheinlich spielt das auf die vielen heidnischen Elemente an, die sich ins Christentum eingeschlichen haben und für reichlich Verwirrung sorgen. Biblische und unbiblische Vorstellungen sind eine gefährliche Mischung, ebenso wie Halb-Wahrheit und Unwahrheit.
[9] Ein Auszug aus einem Buch:
Von den Sonnengöttern zu dem einen Gott
Die Bewußtwerdung ist schon immer ein wichtiger Prozeß im arabischen Denken und Handeln gewesen: So hat der Prophet die Haltung des isam keineswegs »erfunden«. Es wurde bereits von allen Propheten vor ihm praktiziert, von denen uns die Bibel berichtet. Aber erst Mohammed hat diese klare Bejahung der eigenen Preisgegebenheit an Gott deutlich bewußt gemacht und sie zur Grundlage der Religionsgemeinschaft aller Moslems bestimmt. Ähnliches gilt vom Hanifentum.
Die Hanifen (vom altsyrischen hanpa, »Heide«, abgeleitet) waren Araber, die in nachbiblischer Zeit mit dem Christentum sympathisierÂten, ohne sich jedoch taufen zu lassen: damit waren sie natürlich im christlichen Sinne noch immer Heiden - doch für die vorislamischen Araber, galten sie bereits als Bekenner einer »höheren«, monotheistischen Religion, die dem späteren Islam ähnlich war. Dieser psychologisch recht interÂessanten Situation bediente sich Mohammed, indem er das Hanifentum zur historisch gewachsenen, arabischen Angelegenheit »umfunktionierte«:
Mit seiner Offenbarung erklärte er den arabischen Erzvater Ibrahim (Abraham) zum ersten Hanifen, womit dessen Offenbarungsreligion zeitlich noch vor der Religion von Musa (Moses) und 'isa (Jesus) lag, noch vor dem Judentum und somit auch dem Christentum also. Zu Recht schrieb daher Franz Taeschner in seiner »Geschichte der arabischen Welt«:
»Als Mohammed sich im Laufe seiner Bemühungen um Schaffung einer neuen Gemeinde als Trägerin seiner Verkündigung des Unterschieds bewußt geworden war, dass diese gegenüber den älteren OffenbarungsÂreligionen, dem Christentum und dem Judentum, aufwies, da betrachÂtete er das arabische Hanifentum als eine Art von natürlicher OffenbaÂrungsreligion, die vor der Differenzierung in Einzelreligionen wie die Âihm entgegentretenden läge, und bezeichnete seinen eigenen Glauben als einen hanifischen. Man wird nicht bestreiten können, dass er in geÂwisser Weise recht hatte mit dieser Bezeichnung; zum mindesten ist religionsgeschichtlich gesehen der von ihm gestiftete Islam ein echtes Erzeugnis des Hanifentums, wenn man dieses auffaßt als eine religiöse Einstellung, die zwar vom altarabischen Heidentum ausgeht, aber sich vom Christentum entschieden beeinflussen ließ, dann aber doch eigene Wege ging und nicht im Vollchristentum einmündete.«
Das Auftreten des Propheten bedeutete also nicht die »Stunde Null« des politischen oder religiösen Arabertums. Gewiß symbolisiert Mohammed für alle Araber noch immer die entscheidende, tiefgreiÂfende Bewußtwerdung des arabischen Volkes. Aber die schon mehrfach zitierte Beduinisierung des Arabertums in der Zeit angeblicher UnwisÂsenheit, der Dschahilijah, hat dafür beachtliche Vorarbeit geleistet:
Schließlich war die Herausbildung einer - wenn auch nur ideellen - beduinischen Gemeinschaft, die alle arabischen Stämme durch das Sprachrohr der altarabischen Dichtung einte, eine unabdingbare VorÂaussetzung dafür, dass der qur'an, der Vortrag Gottes im reinsten AraÂbisch, auch bei allen 'arab ankam, d.h. sich alle arabischen Herzen, Ohren und Zungen im Sturm erobern konnte. Schon die gemeinsame Sprache der Beduinenpoesie hatte die leidenschaftlichen 'arab ja in einem Maße gepackt, erregt, aufgerüttelt und hingerissen, das für uns Europäer schwer begreiflich ist. Aber ein Volk, das »in Dichterworten lebte, dachte und empfand« (Altheim-Stiehl), brachte die idealen Voraussetzungen mit, um eine nationalpolitische Religionsgemeinschaft zu bilden, die diese Emotionen auch auf die heiligen Worte des qur'an übertrug.
Natürlich werden es nicht die Inhalte des altarabischen Heidentums aus der Zeit der Dschahilijah gewesen sein, die auf die Lehre MohamÂmeds einen prägenden Einfluß hatten; immerhin wandten sich die vom Propheten zu Vorbildern gesetzten Hanifen ja gerade von diesem Heidentum ab. Es mag aber doch auch bereits dem Islam verwandtes Gedankengut in der Beduinenpoesie gegeben haben, das dann im achten Jahrhundert kräftig retuschiert oder ganz ausgemerzt wurde, um die vorislamische »Zeit der Unwissenheit« noch deutlicher erÂscheinen zu lassen. Doch es sollte von einer erheblichen UninteresÂsiertheit des Beduinen an religiösen Fragen ausgegangen werden: Der rechte Gang seines Kamels war dem badawi wohl stets wichtiger als die Frage nach dem rechten Glauben...
Der Gedanke des einzigen Gottes, des »Herrn aller Weltenbewohner« Allah, kann jedoch die prägenden Einflüsse der benachbarten SeßhafÂten nicht leugnen: Da waren zunächst die lebhaften Kontakte der arab aus der Beduinenwüste Mittelarabiens zu den Kulturvölkern des Fruchtbaren Halbmondes, die ihnen auch die religiösen VorstelÂlungen der Griechen übermittelten. Außerdem gab es die, in diese fruchtÂbaren Gebiete, eingewanderten und dort seßhaft gewordenen Araber.
Beginnen wir mit den arabischen Nabatäern, die schon in den letzten Lebensjahren Alexanders des Großen (gestorben 323 v. Chr.) ins östliÂche Jordan-Tal eindrangen, ins heutige Staatsgebiet von Jordanien. Der oberste Gott der Nabatäer und anderer nordarabischer Stämme hieß Dusares, arabisch Dhu 'sch-Schara: er soll dem GrieÂchengott Dionysos (römisch: Bacchus) gleichgesetzt sein. Dusares wurde in einem schwarzen Stein ähnlich dem der berühmten Ka'ba zu Mekka verehrt; nur wesentlich kleiner. Der Stein bildete den Mittelpunkt einer Kultstätte in Petra, dieser faszinierenden Felsenstadt der NabaÂtäer, ist heute zur touristischen Hauptattraktion Jordaniens geworden. Dhu 'sch-Schara (Dusares) wurden nach alter Hirtentradition die Erstlinge der Herde geopfert. Ansonsten durfte in dem heiligen Bezirk kein Baum gefällt und kein Wild gejagt werden. Es war Zufluchtsstätte (»Freistatt«) für Menschen, die sich mit Blutschuld beladen hatten.
Strabon aus Amaseia, ein weitgereister griechischer Geograph und HiÂstoriker, der von 63 bis 20 v. Chr. lebte, nannte allerdings den griechiÂschen Helios den Hauptgott der nabatäischen Araber. Helios spielte in den religiösen Vorstellungen der Griechen eine bedeutende Rolle:
Eine 34 Meter hohe Statue aus Erz kündete als eines der sieben WeltÂwunder des Altertums im Hafen zu Rhodos den glanzvollen Ruhm dieses Gottes an, bis dieser »Koloß von Rhodos« im Jahre 227 v. Chr. durch ein Erdbeben zerstört wurde. Dass Helios der oberste NabaÂtäergott, von dem Strabon berichtete, eine von den Griechen übernomÂmene Gottheit darstellte, ist wohl kaum der Fall. Denn überall, wo die Araber eindrangen und seßhaft wurden, war die göttliche Sonne als Gottheit - im Arabischen schams genannt - zu finden: in Emesa, dem heutige Homs in Syrien etwa, in der prachtvollen Wüstenstadt Palmyra, deren eindrucksvolle Ruinen noch heute auf der Straße von Damaskus nach Bagdad bewundert werden können, aber auch bei den Sabäern Südarabiens, in Qataban und Hadramaut.
In Emesa-Homs, das seit dem ersten vorchristlichen Jahrhundert von einer arabischen Dynastie beherrscht wurde, deren Priestertum sich nach der Sitte beduinischer Stämme vererbte, standen sogar die EigenÂnamen in Beziehung zum Sonnengott: Samsigeramos hieß z. B. ein Mitglied der Dynastie von Emesa, ein weitverbreiteter Name im SyriÂschen, Nabatäischen oder Palmyrenischen, in dem eindeutig der Gottesname schams steckt. Andere zusammengesetzte Eigennamen in diesem syrisch-arabischen Grenzgebiet waren ähnlich gebildet, etwa Lisamsos, Amrisamsos oder Abdasamsos, wobei der letztgenannte Name »Diener des Sonnengottes« bedeutete - vergleichbar mit späteren islamischen Namen wie 'Abdul ... oder 'Abdallah, was »Diener Gottes« heißt. Auch in Palmyra war schams ein männlicher Gott, wenn auch die Emesener die rivalisierenden Palmyrener und ihren Sonnengott in helÂlenistischer Ãœberheblichkeit als Barbaren ansahen. Bei den Koreischiten (Quraisch), einem nordarabischen Stamm, dem Mohammed selbst anÂgehörte, gab es eine Sippe, die banu Ummaja ibn 'Abdi Schams hieß:
Auch die Verwandtschaft des Propheten zählte also zu den »Dienern des Sonnengottes«...
So waren die Sonnengötter der Araber keine bloße Ãœbernahme des griechischen Gottes Helios, sondern durchaus gewachsene arabische Gottheiten, die auch in weiblicher Form als schams auftreten konnten, in Kataban und Hadramaut etwa, im Süden Arabiens. Bei den dort leÂbenden Sabäern hieß die Sonnengöttin dhat himjam (»die AufleuchÂtende«, eigentlich: »Trägerin des Leuchtens«) oder dhat ba'dan (»die Entfernte«). Oft war auch nur schlicht von »der Göttin« die Rede, wenn die Sonne gemeint war: Bezeichnungen wie al-Ilahat, al-Ilat, alÂLat sind allesamt als Femininformen von Allah anzusehen.
Auf der Basis dieses im gesamten arabischen Sprachraum dominierenÂden personifizierten Sonnenglaubens, bei dem schams teils männliche, teils weibliche Gestalt angenommen hatte, entwickelte sich allmählich eine Art Monotheismus, eine Ein-Gott-Lehre, die der Franzose Cumont treffend »monothéisme solaire« genannt hat: Es war schon früh üblich geworden, daß die Araber die Sonnengöttin einfach al-Lat nannten, »die Göttin«. Ähnliches geschah dann mit dem männlichen schams, dem Sonnengott, der schließlich nur noch »der Gott« genannt wurde, araÂbisch al-Ilah, eine Bezeichnung, die zum bekannten Allah führte. Das war im Prinzip eine durchaus innerarabische Entwicklung, wenn auch eine Fernwirkung religiöser Vorstellungen aus den benachbarten KulÂturländern - wobei auch mit einem direkten Einfluß in Arabien leÂbender Juden und Christen zu rechnen ist - diesen Prozeß nicht unbeträchtlich beschleunigte. Hören wir dazu wieder Franz TaeschÂner:
»Es mag als eine Fernwirkung der monotheistischen KulturreligioÂnen, vor allem des Christentums, angesehen werden, daß schon in vorÂislamischer Zeit alle männlichen Gottheiten allmählich vor Allah verblaßten, ihre Individualität ihm gegenüber einbüßten und zu reinen Kultnamen des Einen Gottes herabsanken.«
So musste der Prophet seinem »Ein-Gott« Allah keineswegs mehr gegen eine Legion von heidnischen Götzen behaupten, wie das oft fälschliÂcherweise geschildert wird. Als er im kleinstädtischen Oasenzentrum Mekka, seiner Geburtsstadt, zu predigen begann, da existierten zwar noch ein paar hundert Lokalgötter der verschiedenen arabischen Stämme, aber auch für den einen Allah gab es schon mehr als hundert Verehrungsnamen. So war es für Mohammed nicht allzu schwer, mit allen möglichen Umschreibungen immer wieder von »dem Gott« zu sprechen, von al-Ilah, von Allah. Die meisten Stammesgötter hießen, wie gesagt, Allah. So auch Hubal, der Lokalgott von Mekka, der in dem schwarzen Stein - einem Meteor - verehrt wurde und der in der berühmten Pilgerstätte Ka'ba eingemauert war, die zur damaligen Zeit schon Bait Allah (»Haus Gottes«) genannt wurde.
Eine gewisse Problematik ergab sich dagegen mit den weiblichen GottÂheiten der Araber: Die Mekkaner verehrten neben ihrem Hubal nämlich noch drei Göttinnen, die sie als »Hubal-Töchter« betrachteten. Da war Allat, »die Göttin«, die ihren Ursprung in der heiligen Sonne hatte. Dazu kam al-'Uzza, »die Mächtige«, die zunächst im Planeten Venus als Abend- bzw. Morgenstern verehrt wurde. Und schließlich machte Manat, die Göttin des Zufalls und Glücks, die der griechischen Tyche bzw. der römischen Fortuna ähnelte, das göttliche »Drei-MäÂderl-Haus« der Mekkaner komplett.
Gegen diese drei Göttinnen musste Mohammed mit seiner klaren EinÂ-Gott-Lehre energisch antreten; denn dass Allah drei Töchter haben sollte, das passte nun wahrlich nicht in sein streng monotheistisches Konzept. Um Problemen, mit den recht starrköpfig auf ihre GottesÂtöchter versessenen Mekkanern, aus dem Weg zu gehen, versuchte es der Prophet zwar zunächst mit der Kompromissformel, dass Allat, al-'Uzza und Manat lediglich als himmlische Wesen zu betrachten seien, »auf deren Fürsprache bei Allah man Vertrauen setzen dürfe«. Doch bald verwarf Mohammed auch diesen Kompromiss, mit dem er in einer schwachen Stunde geliebäugelt hatte. In der 53. Sure des Koran finden sich dann folgende harte Worte zu diesem Thema:
»Was denkt ihr denn wohl von Allat und al-Uzza und von Manat, der anderen dritten Göttin? Habt ihr nur die Söhne und Allah nur die Töchter? Wahrlich, das wäre eine ungerechte Verteilung, und jene sind nur leere Namen, welche ihr und eure Väter für die Götzen ausdachtet, wozu Allah keine Erlaubnis gegeben hat. Aber sie folgen nur einer Wahnidee und den Gelüsten ihrer Herzen, obwohl sie die wahre LeiÂtung von ihrem Herrn erhielten. Soll der Mensch wohl erhalten, was er nur wünscht?
Allah ist der Letzte und Erste, und so viele Engel auch in den Himmeln sind, so kann doch ihre Fürsprache durchaus nichts helfen, oder Allah habe sie einem erlaubt, wem er will und der ihm wohlgefällt. Nur die glauben nicht an das zukünftige Leben, die den Engeln weibliche Namen geben. Sie haben aber keine Kenntnis hiervon und folgen nur einer Wahnidee, aber ein bloßer Wahn hat nichts von Wahrheit an sich. Darum entferne dich von dem, welcher sich von unserer Ermahnung abwendet und weiter nichts will als das irdische Leben.«
Soweit der Koran zu den von Mohammed ausgeschalteten Göttinnen Allat, al-'Uzza und Manat. Mit dem Monotheismus der Araber, dem »monothéisme solaire« allein, erklärt sich allerdings die strikte Ein-Gott-Lehre des Propheten noch nicht zur Gänze - von den offenkundigen Einflüssen der jüdischen und christlichen Gottesvorstellung einÂmal ganz abgesehen. Entscheidend sind noch, wie wir sehen werden, »neuplatonische« Gedanken und der sogenannte »Monophysitismus« der frühchristlichen Lehre. Diese beiden geistigen Strömungen haben deutlich dazu beigetragen, dass der berühmte »binomische Glaubenssatz« zustande kam, nach dem es keinen Gott ausser Allah und Mohammed seinen Propheten gibt: La Ilaha ila-llah; Mohammedun rasuluÂllah!
Quelle: W. R. Fuchs, Und Mohammed ist ihr Prophet, Drömer Knauer Verlag, S. 75-81