Exkurs: Der Zorn Gottes und das Bild Gottes
Diese Ausarbeitung wäre unvollständig, wenn nicht auch das Bild Gottes, d. h. unsere Auffassung darüber, wie Gott ist, auf dem Hintergrund der verschiedenen Lehren bzgl. der Hölle diskutiert werden würde.
Unser Bild von Gott ist geprägt von einer Vielzahl von Faktoren wie Sozialisation oder Erfahrungen aber auch (und dies soll hier im Vordergrund stehen) von Lehren und Lehrmeinungen. Es ist nicht verwunderlich, dass die (vermeidliche) Bedeutung von Begriffen wie "Zorn Gottes", "Gottes Gerechtigkeit", "Hölle", "Gottes Charakter" etc. mit der jeweiligen Lehre über die Hölle korrelieren. Nicht selten ist das Verständnis der Hölle ausschlaggebend dafür, was unter "Zorn Gottes" oder "Gottes Gerechtigkeit" etc. zu verstehen ist.
Beispiel: Weil Gott die Gottlosen für immer in der Hölle unter schrecklichen Qualen leiden lässt (und weil Gott keine Fehler macht), muss dies ein Ausdruck seines Zorns, seiner Gerechtigkeit etc. sein.
Diese Denkweise ist gefährlich, weil dabei oft versäumt wird, die vielen Aussagen der Bibel zu Klärung dieser Ausdrücke heranzuziehen. Stattdessen wird eine (möglicherweise falsche) Lehre als Interpretationsgrundlage verwendet. Unser Bild von Gott wird dann nicht mehr von den Beschreibungen und Schilderungen der Bibel geprägt. Natürlich werden Lehren (leider nicht alle) auf Grund von Bibelstellen entworfen, doch ist es stets sinnvoller die Bibel nicht durch Lehren, sondern durch sich selbst auszulegen.
Hier soll versucht werden, Gottes Charakter sowie seine Motive, usw. möglichst ungefärbt durch Lehren, dafür direkt durch die Bibel zu beschreiben. Natürlich wird dies ein unvollkommener Versuch belieben, und zwar in doppelter Hinsicht: Wir Menschen werden "nie" Gott, seine Gedanken, Gefühle, Absichten usw. detailgetreu in voller Tiefe verstehen und allein zum Thema "Gottes Gerechtigkeit" oder "Gottes Zorn" können Bände geschrieben werden. In diesem kurzen Abschnitt kann das Thema nicht erschöpfend behandelt werden. Dennoch gibt es einige wichtige Eckpunkte:
Zunächst muss betont werden, dass "Gott die Liebe ist": "Wer nicht liebt, der kennt Gott nicht; denn Gott ist die Liebe." (1Joh 4,8)
Die unergründliche Liebe Gottes offenbarte sich u. a. in dem Leben und Sterben Jesu: "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." (Joh 3,16)
Dabei gilt die Liebe Gottes allen Menschen, auch jenen Gottlosen, die noch "in der Finsternis wandeln". Petrus schreibt: "Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde." (2Petr 3,9; vgl. 1Tim 2,4)
Gott möchte also alle Menschen zur Buße führen, damit sie für immer mit ihm zusammen leben können. Sein ausdrücklicher Wille ist, dass niemand "verloren geht" (im Grundtext steht apollumi, d. h. (völlig) zerstören, vernichten; zunichte machen, ins Verderben stürzen, verderben, töten, ein Ende machen, verlieren).
Anhänger der Allversöhnungslehre argumentieren oft mit diesen Bibelstellen und behaupten, dass Gott in seiner Liebe auch alle Menschen retten wird. Es stellt sich dabei die berechtigte Frage, was Jesus meinte als er sagte: "Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!" (Mt 7,14)
Gott liebt die Menschen und will alle retten, aber sie müssen sich retten lassen. |
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Leider werden nicht alle Menschen den Weg zum ewigen Leben finden, was die Allversöhnungslehre behauptet. Zwar möchte Gott alle Menschen retten, aber er geht deswegen keinen Kompromiss mit der Sünde ein! Die Menschen müssen sich von Gott retten lassen und ihren alten, selbstsüchtigen Charakter aufgeben! Nicht die kleinste Sünde wird die neue Erde und den neuen Himmel betreten und das bedeutet für manche Menschen, dass sie "verloren gehen", d. h. vernichtet werden. Da Gott aber alle Menschen liebt, schmerzt es ihn:
"So sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht Gott der HERR: ich habe kein Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern dass der Gottlose umkehre von seinem Wege und lebe. So kehrt nun um von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?" (Hes 33,11)
Gott hat kein Gefallen am Tod des Gottlosen (und daher wohl kaum am angeblich ewig dauernden Sterben in der Hölle) – Wenn wir aber nicht von unseren Wegen auf Gottes schmalen Weg umkehren, so müssen wir sterben und zwar endgültig.
Wenn wir es nicht anders wollen, dann muss Gott uns preisgeben und gehen lassen. Jesus rief voll Trauer über Jerusalem aus: "Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken versammelt unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!" (Mt 23,37)
Viele, die damals nicht auf Jesu Stimme hörten, kamen in der Belagerung und der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) um. Das gleiche Schicksal droht den Menschen, die heute nicht auf Gottes Stimme hören. Gott will auch noch heute alle Menschen "wie eine Henne ihre Küken unter ihrem Flügel versammeln", doch die wenigsten wollen es! Was bleibt Gott anderes übrig, als sie gehen zu lassen?
Gott hat die Menschen nie gezwungen, ihm zu gehorchen, denn unsere Beziehung zu Gott gleicht einer zwischenmenschlichen Beziehung. Für uns ist es klar, dass erzwungene Liebe keine Liebe ist und so ist es auch für Gott. Hätte Gott unsere Liebe erzwingen wollen, so hätte er uns ohne Probleme zu Marionetten machen können, die stets seinen Willen tun. Doch er wollte echte Liebe und diese erfordert einen freien Willen. Einen Willen, der sich auch gegen seinen Schöpfer entscheiden kann.
Gott hatte uns immer vor den Gefahren gewarnt – nicht um uns einzuschüchtern und uns so an Ihn zu binden, sondern aus Liebe. Schon im Paradies warnte Er: "... von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben." (1Mo 2,17)
Als sich Eva verführen ließ und sich mit der alten Schlange, dem Satan, einließ, kam es zum Vertrauensbruch zwischen Mensch und Gott und die Tragödie der Menschheit, die bis heute andauert, begann. Auch die erste Lüge Satans, dass wir Menschen nicht sterben werden (1Mo 3,4), ist auch heute noch hochaktuell (vgl. Lehre über die Unsterblichkeit der Seele, die Wiedergeburt, die Allversöhnung usw.).
Gott hatte aber einen Plan, die Menschen zu retten. Er wollte auf sie einwirken, sie auf gute Wege führen und ihre Herzen anrühren, damit sie zur Buße kommen. Durch seine Liebe sollte unsere Liebe entzündet werden. Er war es, der den ersten Schritt machte und uns zuerst liebte (1Joh 4,19). Gottes ultimativer Liebesbeweis war der Tod Jesu. Jesus selbst sagte zuvor: "Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde." (Joh 15,13)
Viele Bibelstellen bezeugen, dass sich Gott zurückzieht, wenn der Mensch sich hartnäckig weigert, auf seine Stimme zu hören. Er lässt sie gehen, gibt sie preis und lässt sie zum Teil auch schon im jetzigen Leben die Konsequenzen ihres gottlosen Lebens tragen.
Menschliche Emotionen lassen sich nicht einfach auf Gott übertragen. |
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Auch wenn es bei machen Lesern Protest auslösen wird, so soll im Folgenden gezeigt werden, dass dieses Verhalten Gottes – der Rückzug Gottes – gerade dem "Zorn Gottes" entspricht. Ein Wort vorweg: Man sollte vorsichtig sein, übliche menschliche Emotionen auf Gott zu übertragen, denn sein Zorn ist mit Sicherheit ein anderer als jener, den die Menschen oft hegen und der mit Ärger, Wut und Hass gepaart ist. (Gottes Gedanken sind nicht unsere Gedanken, und seine Wege sind nicht unsere Wege - Jes 55,8)
Es ist klar, dass göttliche Maßstäbe und Prinzipen, die Jesus in der Bergpredigt verkündigt hat, auch für Gott selbst gelten – nicht weil er einer höheren Instanz verpflicht ist, sondern weil sie sein Charakter darstellen. Dabei ist Gott kein "Mörder", wenn er zürnt, obwohl es heißt "Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig..." (Mt 5,21.22)
Sein Zorn ist nicht der Zorn des Menschen:
"Als Israel jung war, hatte ich ihn lieb und rief ihn, meinen Sohn, aus Ägypten; aber wenn man sie jetzt ruft, so wenden sie sich davon und opfern den Baalen und räuchern den Bildern. Ich lehrte Ephraim gehen und nahm ihn auf meine Arme; aber sie merkten's nicht, wie ich ihnen half. Ich ließ sie ein menschliches Joch ziehen und in Seilen der Liebe gehen und half ihnen das Joch auf ihrem Nacken tragen und gab ihnen Nahrung, dass sie nicht wieder nach Ägyptenland zurückkehren sollten. Nun aber muss Assur ihr König sein; denn sie wollen sich nicht bekehren. Darum soll das Schwert über ihre Städte kommen und soll ihre Riegel zerbrechen und sie fressen um ihres Vorhabens willen. Mein Volk ist müde, sich zu mir zu kehren, und wenn man ihnen predigt, so richtet sich keiner auf. Wie kann ich dich preisgeben, Ephraim, und dich ausliefern, Israel? Wie kann ich dich preisgeben gleich Adma und dich zurichten wie Zebojim? Mein Herz ist andern Sinnes, alle meine Barmherzigkeit ist entbrannt. Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zorn noch Ephraim wieder verderben. Denn ich bin Gott und nicht ein Mensch und bin der Heilige unter dir und will nicht kommen, zu verheeren." (Hos 11,1-9)
In Hosea 11 lesen wir davon, wie Gott sich beständig um Israel gekümmert hat und es belehrt hat. Doch leider ist sein Volk, sein Sohn, immer wieder schwach geworden und tat, was Gott missfiel.
Entscheidend ist der Vers 9, in dem Gott sagt, dass er nicht nach seinem "grimmigen Zorn" handeln will. Was ist dieser Zorn? Was will er nicht tun? Die Antwort finden wir im Vers 8. Gott will nicht "preisgeben" und "ausliefern"! Obwohl sein Volk nicht auf ihn hörte, wollte er sich nicht zurückziehen und es weiterhin beschützen. Leider verhallten die Aufrufe zur Buße, ohne eine Erweckung im Volk auszulösen, und Jahre später musste Gott sich zurückziehen. Das Ergebnis war das Ende des Nordreiches: Es wurde von Assyrien erobert. Später ereilte Juda das gleiche Schicksal, diesmal durch babylonische Hand.
Hosea vergleicht das Verhalten Israels mit dem einer ehebrecherischen Frau, die ihren Mann verlässt. Genauso lief Israel vom Herrn weg, gab der Hurerei nach, verachtete seine Liebe und brach seinen Bund. Zwar liebte Gott sein Volk weiter aber letztendlich musste Er es gehen lassen, da das beharrliche, sündige Verhalten des Volkes es Ihm unmöglich machte, das Volk weiterhin zu segnen und zu beschützen.
Wer nicht auf Gott hören will, den lässt Gott gehen. Manchmal kommt das Volk oder der einzelne Mensch zur Besinnung, wenn es/er anschließend Leid tragen muss, und kehrt von seinen Wegen um. Nach der 70-jährigen Gefangenschaft in Babylon kam es im Volk nie wieder zu einem vergleichbaren Abfall.
Manchmal hilft allerdings auch diese harte Lektion nicht, um die Menschen zur Umkehr zu bewegen. Ein trauriges Beispiel liefert der König Saul, der in seinen späten Jahren Gott untreu wurde (z. B. in 1Sam 15,19). Gott zog sich schließlich von ihm zurück und antwortete ihm nicht mehr (1Sam 28,6). Er wurde gewissermaßen vom "Gottes Zorn" getroffen. Statt dies auf seine eigenen Fehler zurückzuführen und Buße zu tun, suchte Saul Hilfe bei den Mächten der Finsternis und ging zu der Beschwörerin in En-Dor. Sein Ende fand er in der anschließenden Schlacht gegen die Philister, indem er Selbstmord beging (1Sam 31,4). Das Sterben Sauls wird interessanterweise woanders als von Gott selbst aktiv herbeigeführt beschrieben: "aber meine Gnade soll nicht von ihm weichen, wie ich sie habe weichen lassen von Saul, den ich vor dir weggenommen habe." (2Sam 7,15)
In der alten Elberfelder und Lutherübersetzung lesen wir sogar in 1Chr 10,14, dass Gott Saul tötete (... und [Saul] fragte den HERRN nicht, darum tötete er ihn und wandte das Reich zu David, dem Sohn Isais.) - Die revidierten Übersetzungen beschreiben dieses besser, indem sie davon sprechen, dass Gott Saul sterben ließ:
"So starb Saul um seines Treubruchs willen, mit dem er sich an dem HERRN versündigt hatte, weil er das Wort des HERRN nicht hielt, auch weil er die Wahrsagerin befragt, den HERRN aber nicht befragt hatte. Darum ließ er ihn sterben und wandte das Königtum David, dem Sohn Isais, zu." (1Chr 10,13.14)
Ein weiteres Beispiel dafür, dass Gott manchmal Leid zulässt und dieses dann als Gottes aktives Handeln bezeichnet wird, finden wir im Buch Hiob. Im ersten Kapitel lesen wir davon, dass Satan erlaubt wurde, Hiob alles außer seines Lebens zu nehmen (siehe Hiob 1,12) und dennoch steht bereits im Vers 16, dass das Feuer Gottes Knechte und Schafe tötete.
Ist es nicht egal, ob Gott tötet oder er seinen Schutz zurückzieht? |
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Für manche mag es unbedeutend sein, ob nun Gottes Zorn darin besteht, dass Gott Menschen tötet oder darin, dass sich Gott zurückzieht und der Mensch dann durch Satan, durch die "Heiden" oder andere Umstände getötet wird. Das Ergebnis ist zwar das gleiche, aber es wirft dennoch auf Gott ein anderes Licht.
Noch wesentlicher ist aber der Grund, warum der Mensch umkommt: Liegt es daran, dass Gottes Geduld irgendwann zu Ende ist und Er wütend und schnaubend den Menschen bestraft und tötet? Liegt es nicht viel mehr daran, dass wir Menschen uns selbst von Gott trennen, uns von ihm abwenden und Er uns letztendlich gehen lässt?
Gott zwingt keinem Menschen seine Gegenwart auf! Wenn er beharrlich Gottes Stimme ignoriert und tut, was Gott missfällt, so bleibt Gott keine andere Wahl, als ihn gehen zu lassen. Verlässt ein Küken den schützenden Unterschlupf der Henne, so ist es den Gefahren der Welt ausgesetzt und kann zu Tode kommen.
Auch auf uns Menschen warten Gefahren in der Welt, vor denen Gott uns oft beschützt, ohne dass wir es merken. Da wäre Satan und seine Engel, die darauf warten, uns zu töten (1Petr 5,8). Aber auch unsere eigene Begierden können uns gefährlich werden: In Römer 1,18f beschreibt Paulus mehrfach, wie Menschen, die ihn verachten, ihren Begierden, schändlichen Leidenschafen und ihrem verkehrten Sinn von Gott dahingegeben werden und so ihr böses Wesen entfalten - Gott hat sich von ihnen zurückgezogen und der Heilige Geist rührt ihr Gewissen nicht mehr an.
Gottes Zorn offenbart sich auf verschiedene Art und Weise, aber das Prinzip ist das gleiche: Entscheidet man sich für Gott, so wird man gesegnet und gewinnt das ewige Leben mit Ihm. Entscheidet man sich gegen Gott, so lässt Er einen gehen, wohin man will. Der Mensch ist seinen Begierden und Satan ausgeliefert. Zwar mag diese Wahl ihm Erfolg, Reichtum und Ehre bringen, doch sein Charakter kann sich nicht entsprechend Gottes Willen entwickeln.
Gottes Zorn, sein Rückzug und die Konsequenz, dass wir Leid für unser gottloses Handeln tragen müssen, wurde in der Vergangenheit auf die Menschen ausgeschüttet – doch immer vermischt mit Gnade. Am Ende der Zeit wird dieser Zorn jedoch unvermischt ausgeschenkt. Gott wird die Gottlosen voll und ganz preisgeben. Nicht weil Er sie nicht mehr liebt (er ändert sich nicht), sondern weil Er ihren eigenen Willen respektieren muss. Er wird jene, die beharrlich von Ihm weglaufen, für immer loslassen. Oder wie Johannes es ausdrückte:
"Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm." (Joh 3,36)
Dies wird ihm wahrhaftig keine Freude bereiten. Genauso wie es uns keine Freude bereitet, einen geliebten Menschen gehen zu lassen, weil er uns nicht für interessant, attraktiv oder liebenswürdig erachtet.
Der Tod der Menschen, selbst der Tod der Gottlosen, wird Gott immer Kummer und Schmerz bereiten (Hes 33,11; Mt 23,37) – das muss beachtet werden, wenn man Begriffe wie "Zorn Gottes", "Gottes Rache", "Gottes Gerechtigkeit" etc. studiert. Wie schnell machen wir den Fehler, von unserem gefallenen und von der Sünde gezeichneten Charakter auf den Charakter des heiligen Gottes zu schließen?
Das Studium des Charakters Gottes ist eines der wichtigsten überhaupt. Man lernt dadurch Gott kennen und beginnt sein Handeln zu verstehen. Auf Grund der Komplexität kann hier nicht tiefer in diese Materie eingedrungen werden. Wer sich aber näher mit dem Thema befasst, wird überrascht feststellen, dass Gott uns mehr liebt als wir uns vorstellen können, ja, mehr als wir vielleicht für richtig oder gerecht erachten!
Ergebnis: Es gibt keine unendlich andauernde Höllenqual!
Die Lehre von der ewigen Höllenqual ist mit der Bibel nicht eindeutig zu belegen. Darüber hinaus ist es fraglich, wie ein barmherziger Gott Menschen, die zeitlich gesündigt haben, ewig quälen kann! Würde es für Gläubige "Seligkeit" bedeuten, wenn sie ihre verlorenen Angehörigen in ewiger Qual wüssten? Es wäre denkbar, dass Gott das Wissen um die brennenden Menschen in der Hölle vom Bewusstsein der Menschen im Himmel auslöscht. Menschen durch Drohen mit ewiger Qual auf eine Bußbank zu zwingen, wäre dem Charakter Gottes diametral entgegengesetzt. Vielmehr lässt Gott dem Menschen die Entscheidung, sich entweder für Ihn zu entscheiden oder aber am Ende der Zeit vernichtet zu werden, d. h. in der ewigen Welt nach der Wiederkunft Christi nicht mehr existent zu sein.
Die Lehre von der zeitlich beschränkten Vernichtung der Gottlosen passt zum Handeln Gottes: Ewige Vernichtung ist gerecht; denn wer nicht zu Gott will, den zwingt Er nicht, quält ihn aber auch nicht ewig. Verlust der ewigen Seligkeit ist Strafe genug.
Die Lehre von einer ewigen Höllenqual entstammt dem Heidentum: Die Griechen wussten von einem Tantalus, der inmitten reichlicher Wassermengen und köstlicher Früchte ewig Hunger- und Durstqualen erleiden muss (Tantalusqualen). Sie kannten einen Sysiphus, der einen Marmorblock unter Aufbietung aller Kräfte einen Berg hinaufwälzt und oben ankommend, den Block wieder hinabrollen sieht. Von Neuem muss er dann den Block wälzen und das bis in alle Ewigkeit (Sysiphusarbeit). Prometheus stellt eine weitere mythologische Figur dar. An einen Felsen geschmiedet, muss er erdulden, wie seine dauernd nachwachsende Leber von einem Adler in gewissen Zeitabständen gefressen wird – Qualen bis in alle Ewigkeit.
All diese Ideen von "Qualen bis in alle Ewigkeit" haben nichts mit dem Evangelium zu tun: Wir warten auf eine erneuerte Erde ohne Hölle aber voller Gerechtigkeit (2Petr 3,13-14).