Weitere Einwände zum Zustand der Toten

Beschwörung von Geistern und Todeserfahrungen (1Sam 28)

Verschiedene Autoren (wie z. B. Lutzer) erwähnen, dass manche Menschen, die klinisch tot waren und wiederbelebt werden konnten, bestimmte Todeserfahrungen (Nahtoderfahrungen)[1] machten. Obwohl Lutzer zugibt, dass "einige der sogenannten Todeserfahrungen dämonischer Natur sind, weil sie der Lehre der Bibel widersprechen"[2], verwendet er dieses Phänomen als "Beweis" dafür, dass sich "Seele" und Körper beim Tod trennen und der Mensch dann (bewusst) als Seele umherschweben kann oder in das Jenseitige wechseln kann.

Ähnlich führt z. B. M. Basilea Schlink in ihrem Werk "Himmel, Hölle, Wirklichkeiten"[3] (Verlag: Evangelische Marienschwesternschaft, Darmstadt) Erfahrungen von Johann Christoph Blumhardt mit dämonischen Mächten an, um zu "beweisen", dass sich die Verstorbenen bis zum jüngsten Gericht in einem bewussten Zwischenzustand befinden.

Andere berufen sich auf Informationen, die sie in spiritistischen Sitzungen (Geisterbeschwörungen) erhalten haben. (Dabei sind alle Formen des Okkultismus für Gott ein Gräuel! Siehe 3Mo 19,31; 5Mo 18,9-12; Jes 8,19.20; 1Kor 10,14-22!)

Lutzer erkannte – zumindest was den Okkultismus betrifft – den ernst der Lage und schreibt über die Gefahren, die von den dämonischen Mächten ausgehen[4]:

"Der springende Punkt ist natürlich, dass alle Informationen über das Leben nach dem Tod, die wir von Spiritisten oder Medien erhalten, unzuverlässig sind. Diejenigen, die sich an die okkulte Welt wenden, um von dort Informationen über den Tod zu erhalten, werden irregeleitet. Ja, es gibt ein Leben nach dem Tod, doch auf Aufklärung von Dämonen sollten wir verzichten, denn ihre größte Freude besteht darin, Menschen zu verwirren und zu betrügen."

"Wer versucht, mit Toten in Kontakt zu treten, wird immer in die Gemeinschaft finster Mächte geraten, die vorgeben, hilfreiche Engel des Lichts zu sein."

"Deshalb können Sie ziemlich sicher sein, dass keiner jemals mit ihrem toten Onkel, Vetter oder Ihrer toten Großmutter geredet hat. Es gibt jedoch Geister, die die Toten vertreten. Ihre Verführungskunst ist recht trickreich, denn sie können vielleicht sogar über die Liebe reden, über den Wert der Religion oder Jesus in einem guten Licht darstellen. Und natürlich wissen sie genug, um die Unkritischen zu betrügen."

Scheinbar erkennt Lutzer nicht, dass seine Einwände gegen okkulte Quellen genauso gut auf den Informationsgewinn aus Todeserfahrungen angewendet werden können. Einige Todeserfahrungen sind eindeutig dämonischer Natur. Könnten die anderen, die nicht so offensichtlich der Bibel widersprechen, nicht ebenfalls dämonischer Natur sein? Ist es nicht möglich, dass Satan diese fast gestorbenen Menschen durch Illusionen manipuliert hat?

In Wirklichkeit hat Satan der Welt durch Spiritisten und Todeserfahrungen das ganze Spektrum an Ideen und Lehren über das "Leben nach dem Tod" mitgeteilt: Von Widergeburt (im fernöstlichen Sinne) über mittelalterliche Höllenvisionen zu überglücklichen, friedenvollen Begegnungen mit Lichtwesen[5]. Statt alle übernatürlichen und außerbiblischen Informationen zu meiden, benutzt Lutzer sie zum Teil als Beweis seiner Auslegungen.

Schlink wirft ein, dass "das strenge Gebot der Heiligen Schrift, die Toten nicht zu befragen (5. Mose 18,11.12)" keinen Sinn machen würde, wenn die Toten nicht in einem bewussten Zwischenzustand wären.

Leider zeigt die Geschichte, dass schon die damaligen Menschen selten auf das hörten, was Gott ihnen gesagt hat, sondern vielmehr ihren heidnischen Nachbarn nacheiferten. Ein Totenkult war schon immer sehr verbreitet – heute leider immer noch. Die Menschen hätten Gott nicht geglaubt, wenn die Nachbarn doch "mehr oder weniger erfolgreich" Tote beschwören könnten. Daher macht es Sinn etwas zu verbieten, was streng genommen nicht möglich ist.

Außerdem waren die Zusammenhänge, die Gott z. B. zur Zeit des NTs offenbart hat, den Menschen vorher nicht verständlich. Die Erkenntnis entfaltet sich also in einigen Punkten zeitlich. Genauso kann es hier sein. Außerdem könnte man genauso gut fragen:

Wozu die ("bewusstlosen") Toten befragen, wenn sie nicht wissen, was auf der Welt geschieht (2Kö 22,20; Jes 38,10.11), nicht reden (Ps 115,17) und keine Erkenntnis oder Weisheit haben und nicht einmal denken (Pred 9,5.6.10)?

Der Grund wurde von Lutzer schon richtig erkannt: Nicht die Toten antworten bei dem Versuch, mit dem Jenseits in Kontakt zu treten, sondern Satan oder seine Verbündeten! Aus diesem Grund hat Gott jeglichen Okkultismus verboten. Die Menschen sollten vielmehr Gott um Rat fragen!

Auch die einzige, in der Bibel beschriebene, Totenbeschwörung lässt sich dahingehend interpretieren. Nach dem der König Saul untreu wurde (z. B. 1Sam 15,19), zog sich Gott von ihm zurück und antwortete ihm nicht mehr: "...weder durch Träume noch durch das Los »Licht« noch durch Propheten" (1Sam 28,6).

Saul hätte Reue zeigen können, doch er wandte sich von Gott ab und suchte Hilfe bei den Mächten der Finsternis. Er ging zu der Beschwörerin in En-Dor. Hier beschwor eine Frau einen Geist, der dem Propheten Saul ähnlich sah und Saul mitteilte, dass er und seine Söhne in der kommenden Schlacht sterben werden. Dieses erfüllte sich auch, denn Saul wurde verletzt und begann Selbstmord (1Sam 31,4).

Sollte Gott wirklich der Beschwörerin erlaubt haben, den verstorbenen Saul aus dem Grab zu rufen, während er doch jeglichen Weg der Kommunikation mit Saul (Träume, Los "Licht", Propheten) abgeschnitten hat? Wer war es, der Saul Antwort gab, wenn Gott ihm nicht antworten wollte? Wenn keiner der Propheten Saul helfen konnte, sollte es nun ein toter Prophet können? Und wenn es wirklich der Gottesmann Samuel gewesen wäre, der da aus der Erde aufstieg, hätte er sich in den Dienst der Beschwörerin gestellt, obgleich allgemein bekannt war, dass Zaubererei und Totenbeschwörungen Sünde waren[6]?

Offenbar war der Geist, der dort erschien, ein Verbündeter Satans, der vorgab, Samuel zu sein[7]. Zum einen war das erste, was der Geist tat, die Beschwörerin zu warnen, dass Saul vor ihr stand (1Sam 28,12 Elberfelder). Zum anderen entspricht es ganz Satans Handschrift, die Sünde zu verharmlosen und sie dienlich erscheinen zu lassen und dann, wenn sein Opfer sich von Gott getrennt hat, die ganze Schrecklichkeit der Sünde zu offenbaren und dem Opfer einzureden, es sei verloren. Nichts könnte Vergebung vor Gott bewirken und nichts könnte unternommen werden, um von Gott wieder angenommen zu werden. In Wirklichkeit hat Gott jedoch noch nie einen reumütigen Menschen, der Buße tut, zurück gewiesen. Der Geist, der in jener Nacht erschien, rief nicht zur Buße oder Umkehr auf. Er flößte Saul soviel Angst ein, dass der König fast vor Angst und Erschöpfung starb. Das sind nicht Methoden, derer sich Gott bedient!

So wie damals wirken auch noch heute Satan und seine Diener, um die Menschen zu verführen. Dem einen zeigen sie sich als Engel des Lichts, dem anderen als eine verstorbene Person. Ihr Ziel ist aber immer gleich: Die Trennung der Menschen von ihrem Schöpfer und ihr Untergang, denn Satan "ist ein Mörder von Anfang an" (Joh 8,44) und "geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge" (1Petr 5,8).

Nur bei Gott können wir Schutz finden und so rät uns Gott:

"Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel." (Eph 6,11-12)

 



[1] Typische Elemente sind: Tunnel mit Licht am Ende; große, in weiße Gewänder gehüllte Engelsgestallten; das Gefühl der Friede und Geborgenheit. Zum Teil wird auch berichtet, dass die Patienten sich selbst von oben sehen oder gar andere Räume (z. B. des Krankenhauses) sehen konnten, während ihr Körper leblos da lag (Dies impliziert einen übernatürlichen Informationsgewinn).

[2] E. W. Lutzer, Fünf Minuten nach dem Tod, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, 1998, S. 23

[3] Basilea Schlink, Himmel, Hölle, Wirklichkeiten, Evangelische Marienschwesternschaft, Darmstadt

[4] E. W. Lutzer, Fünf Minuten nach dem Tod, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, 1998, S. 16-21

[5] Dabei sei angemerkt, dass auch Halluzinationen, die durch Drogen hervorgerufen werden, ähnliche Ergebnisse verursachen können.

[6] und auch heute noch sind!

[7] Selbst wenn es wirklich Samuel gewesen wäre, so kann die Geschichte nicht als Einwand gegen die Aussage "Die Toten verbleiben bis zur Auferstehung in einem Zustand der Bewusstlosigkeit" dienen. In diesem Fall würde die Bibelstelle lediglich zeigen, dass die Beschwörerin, die Macht hatte, Samuel "in seiner Ruhe zu stören" und ihn herbei zu beschwören. Mehr wird über den Zustand des Toten nicht gesagt! Im Gegenteil: Der Ausdruck "in seiner Ruhe stören" könnte dann gerade als Hinweis darauf verstanden werden, dass der verstorbene Samuel in einem Zustand des Unbewusstseins war, bevor die Hexe ihn rief.