Überblick über die relevanten Lehren
Diese Auslegung beschreibt das Ende der Unerlösten aus der Sicht der so genannten konditionalen (oder bedingten) Unsterblichkeit (nicht zu verwechseln mit dem reinen Annihilationismus, der alle "Seelen" als unsterblich ansieht aber davon ausgeht, dass diese Unsterblichkeit nach dem Gericht bei den "Bösen" verloren geht). Man könnte sie auch als eine Lehre der totalen Vernichtung der Gottlosen bezeichnen.
Sie stellt einen Gegenpol zur Lehre der ewigen Qual (klassische Sicht, beinhaltet u. a. die Lehre von der unsterblichen Seele) und der Allversöhnungslehre (moderne, in Teilen esoterische Sicht) dar. Um Missverständnisse im Vorfeld auszuräumen, folgt eine kurze Abgrenzung dieser Lehren:
- Die Lehre der ewigen Qual (LdeQ) und die Lehre der totalen Vernichtung (LdtV) behaupten, dass ein Mensch sich in seinem jetzigen Leben für Jesus entscheiden muss. Eine spätere Möglichkeit sich zu bekehren oder errettet zu werden, wie es die Lehre der Allversöhnung (LdA) vorsieht, wird abgelehnt.
- Zwangsläufig gibt es bei LdeQ und LdtV ein "Zu-spät" (siehe z. B. Mt 25).
- Die LdA lehrt, dass alle Menschen in die Seligkeit eingehen werden, wohingegen die LdeQ und die LdtV behaupten, dass nur wenige den schmalen Weg zum ewigen Leben finden.
- Die LdeQ und LdtV kennen eine ewige Strafe der Gottlosen, verstehen darunter jedoch zweierlei: Die LdeQ legt die Bibel so aus, dass das Strafen (verbunden mit Qual) ein ewig andauernder Prozess sei. Die LdtV interpretiert die Bibel hingegen so: die Strafe sei ewig, d. h. nicht abwendbar bzw. nicht umkehrbar; der Prozess, d. h. die Durchführung der Strafe, sei jedoch nach endlicher Zeit abgeschlossen.
- Alle drei Lehren werden (je nach eigenem Standpunkt) als gefährliche Irrlehren aufgefasst, wobei dies wie folgt begründet wird:
- LdeQ und Ldtv über LdA: Den Menschen wird Hoffnung gemacht, sie könnten später (nach dem Tod oder nach einer Widergeburt) noch immer zum Glauben finden. Eine sofortige Änderung des gottlosen Lebensstils sei daher nicht notwendig – eine Bekehrung könne auf einen späteren Zeitpunkt aufgeschoben werden. Da alle Menschen irgendwann erlöst werden, könne es zur Aufweichung der Grenzen zwischen Wahrheit und Irrtum sowie zwischen Gut und Böse kommen.
Leider werden einige Anhänger der LdA zu spät erkennen, dass ihre Bewährungsfrist unwiderruflich abgelaufen ist. Für sie bleiben die Tore zum Bräutigam verschlossen (siehe Mt 25).
- LdA über LdeQ und LdtV: Beide Lehren stellen Gott als lieblosen Tyrannen dar, den die Menschen nicht lieben könnten. Daher werde der Erlösungsprozess unnötig verlängert.
- LdeQ über LdtV: Ein endloser Strafprozess mit endlichen Qualen werde von den Anhängern der Lehre der ewigen Qual als Aufweichen und Niedergang des Glaubens gesehen. Solch eine Strafe sei nicht abschreckend genug. Manche Menschen könnten meinen, sie könnten jetzt ihr gottloses Leben genießen; eine Bekehrung lohne sich nicht; endliche Strafe und endgültige Vernichtung seinen akzeptabel. Das Evangelium (die gute Nachricht!?) würde so an Kraft verlieren. Der Lehre der totalen Vernichtung wird unterstellt, sie wolle nur predigen, was schön und bequem sei – wonach "die Ohren jucken".
- LdtV über LdeQ: Die Lehre der ewigen Qual erzeuge ein falsches und inkongruentes Gottesbild, das Menschen vom Glauben abschrecke und Zweifeln verursachen könne. Die LdeQ führe zu innerbiblischen Widersprüchen. Außerdem verwende die Lehre Angst als Druckmittel und widerspreche somit dem göttlichen Prinzip der freien Willensentscheidung (wer würde wirklich freiwillig "endlose Qualen" wählen?).
Leider wird manchmal versucht, dieses Thema auf die Gegenüberstellung von "Ewiger Verdammnis vs. Allversöhnung" oder auf Aussagen wie "Die Existenz der Hölle wird verleugnet!" zu reduzieren. Dieses ist eine unangemessene Einschränkung, die hier strikt abgelehnt wird. Aus Zeitgründen kann auf die LdA nicht ergiebig eingegangen werden. Der folgende Exkurs soll daher nur bestimmte Punkte der LdA aufgreifen.