Versuche, eine gewisse Seelenlehre mit der Bibel zu begründen
In dem Buch "One Minute After You Die – A Preview of Your Final Destination" von Erwin W. Lutzer (1997, Moody Press, Chicago), welches im Deutschen unter dem Titel "Fünf Minuten nach dem Tod" (1998, Christliche Verlagsgesellschaft, Dillenburg) erschienen ist, wird für eine verbreitete Seelenlehre plädiert. Die wesentlichen Kernaussagen sind:
- Die Seele eines Menschen gehe nach dem Tod in das Totenreich "Scheol" oder "Hades". (S.31f)
- Das Totenreich habe zwei Bereiche: Einen für gute und einen für schlechte Menschen. (S. 33f)
- Nach der Himmelfahrt Jesu wurde angeblich der eine Bereich in den Himmel verlegt. Der andere sei einfach der Aufbewahrungsort der Geister der Verstorbenen Menschen (S. 42). Auf der anderen Seite ist dieser Ort auch die Hölle, also ein Ort der Qual. (S. 126)
- Die Seelen der guten Menschen gingen direkt in den Himmel, zur Gegenwart Gottes. (S 42, 45f)
- Wenn Menschen gestorben (entschlafen) sind, dann beziehe sich die biblische Bezeichnung "Schlaf" lediglich auf den Körper, nicht aber auf die Geist-Seele des Menschen. Diese sei auch nach dem Tod aktiv. (S. 52f)
- Weil die Seelen der verstorbenen Menschen im Himmel miteinander kommunizierten, hätten sie in der Zeit zwischen Tod und Auferstehung einen temporären Leib, der jedoch unvollkommen sei. Alternativ könnten die Seelen selbst gewisse Leibesfunktionen haben (z. B. Sprechen). Die Beschaffenheit der Seele und ihres Leibes entziehe sich wohl unserer Vorstellungskraft. (S. 73-75)
Viele der Kernaussagen hängen damit zusammen, dass bestimmte Gleichnisse (z. B. Der reiche Mann und der arme Lazarus) wörtlich genommen werden und einige Bibelstellen ignoriert werden. Da diese Art von Auslegung in dieser Ausarbeitung prinzipiell abgelehnt wird, werden im Folgenden nur die wichtigsten Argumente von Lutzer aufgegriffen.